
Berlin, 2025 – Sebastian Becker (32), im Netz bekannt als Tschief, hat sich mit handgeschriebener Poesie einen Namen gemacht. Seit 2012 postet er seine Kunst auf Instagram – zunächst für ein kleines Publikum, doch der Erfolg kam mit der Zeit. Inzwischen folgen ihm dort über 100.000 Menschen, die seine mal nachdenklichen, mal humorvollen, aber stets emotionalen Texte begeistert aufnehmen. Was als Hobby begann, hat sich zu einer beeindruckenden kreativen Karriere entwickelt.
Tschiefs Markenzeichen sind kurze poetische Texte, die er in eigener Handschrift zu Papier bringt und digital teilt. Auf weißem Hintergrund entfalten sich Buchstaben, die so groß und ausdrucksstark sind wie die Gefühle, von denen sie erzählen. Liebe und Herzschmerz, Abschied und Verlust, aber auch die Tiefen einer Depression oder die lähmende Angst einer Angststörung – Sebastian Becker spricht Themen an, die viele junge Menschen beschäftigen. Dabei gelingt es ihm, in einfacher Sprache große Emotionen greifbar zu machen, ohne ins Kitschige abzudriften. Seine Community schätzt diese Ehrlichkeit: In den Kommentarspalten tauschen sich Leser*innen aus – oft entsteht ein Gefühl von „Du auch? Ich dachte, ich bin allein damit.“ Es gibt keine Tabus in Tschiefs Kunst. Alles, was echt ist, darf Platz finden. Dieses authentische Eintauchen in die Gefühlswelt des Künstlers hat maßgeblich zu seiner Popularität beigetragen. „Mit seiner Poesie und Kunst hat sich Sebastian Becker einen Namen auf Instagram gemacht“, schrieb die Berliner Morgenpost treffend über den Erfolg des jungen Poeten.
Vita: Sebastian Becker wurde 1993 in Südniedersachsen geboren. Bevor er zur Kunst fand, schlug er ungewöhnliche Wege ein: Er studierte für einige Semester Evangelische Theologie in Göttingen. Anschließend arbeitete er als Aushilfe in der Pflege, wo er Menschen mit Behinderung betreute. Diese Zeit nutzte er zur Neuorientierung: Becker absolvierte ein Medienstudium, das ihn schließlich nach Berlin führte. Dort war er unter anderem als Social-Media-Manager in der Modebranche tätig – tagsüber plante er Inhalte für eine bekannte Marke, nachts schrieb er an seinen eigenen Texten weiter. Diese Doppelrolle prägte ihn über Jahre. „Aus privaten Hobbys wurden öffentliche Accounts, aus einer Handvoll Follower:innen wurden mehrere Hände“, hieß es später treffend in der Ankündigung einer Ausstellung – eine passende Beschreibung für Tschiefs Werdegang vom Freizeit-Poeten zum gefeierten Instagram-Künstler.

Kunst offline: Mittlerweile widmet sich Sebastian Becker voll und ganz der Kunst. Sein Schritt in die Selbstständigkeit zahlte sich aus: 2023 trat Tschief erstmals mit einer eigenen Ausstellung an die Öffentlichkeit. Unter dem Titel Impostor Syndrome Club präsentierte er in Hamburg gemeinsam mit dem Künstler Tilmann Schanze Werke, die sich mit dem Gefühl des Hochstaplersyndroms auseinandersetzen. Beide fühlten sich lange wie Hochstapler, wenn man sie Künstler nannte. Die Ausstellung verband Ego-Streicheln und Konfrontationstherapie – ein mutiger Schritt, in dem sich die beiden ihren eigenen Zweifeln stellten. Das Publikum reagierte begeistert auf die Mischung aus verletzlicher Ehrlichkeit und kreativer Inszenierung.
Ein weiterer Meilenstein folgte im Herbst 2024: Sebastian Becker veröffentlichte sein erstes Buch. Besonders daran: Was ich mal geschrieben habe wurde in Kooperation mit dem renommierten Notizbuchhersteller Leuchtturm1917 realisiert und sieht aus wie eines seiner persönlichen Notizbücher. Zwei Jahre zuvor hatte Sebastian die Idee zu diesem Projekt – und schrieb „die verwirrendste E-Mail seines Lebens“ an den Verlag. Mit Erfolg: Das Ergebnis ist ein 251-seitiger Band voller Tschief-Texte in Original-Handschrift, gedruckt auf hochwertigem Papier. Zur Buchpremiere lud Tschief im November 2024 in ein Studio in Berlin-Neukölln ein, wo eine dreitägige Ausstellung mit Lesung stattfand. Dort konnten Fans die Originale seiner Werke betrachten und sich ihr Exemplar signieren lassen. Sebastian, der an allen Tagen vor Ort war, suchte den direkten Austausch – genau das, was seine Kunst ausmacht: Nähe und Verbundenheit.
Resonanz: Die Reaktionen auf Tschiefs Arbeiten sind überwältigend positiv. Seine Texte – ob online oder im Buch – schleichen sich in die Herzen der Lesenden. „Sebastian Becker nimmt jeden mit in seine Gefühlswelt“, sagen seine Wegbegleiter. Auf Instagram teilen Nutzerinnen seine Zitate, manche tätowieren sich sogar seine handgeschriebenen Worte als Erinnerung unter die Haut. Die Mischung aus moderner Lyrik, bildlicher Darstellung und persönlicher Ansprache hat eine neue Generation von Leserinnen für Poesie begeistert. „Ich kann aushalten, wenn meine Kunst ins Kitschige geht“, wird er in einem Interview zitiert – er steht dazu, dass Gefühle auch mal weh tun oder pathetisch wirken dürfen, solange sie echt sind. Was, wenn nicht Liebe, darf kitschig sein?